Ich kann seine üble Laune schon spüren ohne ihn gesehen zu haben. Als ich ihn sehe, sehe ich Folgendes: Beinahe Glatze mit korrekt zurechtgestutztem Flaum. Farbe: grau. Sein Nacken hängt in Form einer Speckrolle über den Kragen seiner Jacke. Cord, beige, ordentlich. Jawoll. Die ebenfalls beige Hose mit dem Gürtel fest unter den Achseln zusammengeschnallt, einen Teil des karierten Fuchsjägerhemdes bleibt sichtbar. Die Schuhe: solide geschnürt. Bereit für stramme Märsche, nehme ich an.
Er ist übel drauf. Vermutlich ist er ganz grundsätzlich ein übler Typ. Ich sitze im Bus, der langsam an die Haltestelle heranrollt. Der Üble wedelt mit dem Arm in Richtung Busfahrer, zeigt nachdrücklich immer wieder auf eine Stelle am Boden vor sich. Ich nehme an, er will, das der Bus dort hält. Der Bus hält aber dort nicht, er hält an der Haltestelle. Der Üble betritt schimpfend den Bus: "Man sollte eine Linie ziehen, eine Linie ziehen sollte man, dass Sie wissen, wo Sie zu halten haben. Mal halten Sie da, mal hier, eine Linie ziehen sollte man!!"
Ich kann mich nicht gegen meinen angewiderten Blick wehren. Der Üble sieht ihn nicht. Aber ich befürchte, selbst wenn, wäre es ihm egal. An der nächsten Station steigt er schon wieder aus. Ich stelle mir vor, er geht nach Hause zu seiner Frau, die seit Kurzem auch eine Linie gezogen hat. Zwischen sich und ihrem Mann. Seitdem schläft sie einfach besser und er auf der Couch.
Montag, 24. Januar 2011
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