Mittwoch, 11. September 2013

Ich möchte hier einfach nur ein bisschen in Ruhe weinen.

Ausgerechnet im Zug sitze ich jetzt und heule wie ein Schloßhund. Scheiße. Alle gucken. Schlimmer noch: der Kontrolleur fragt verstört-mitleidig: "kann ich Ihnen helfen?"

"Nein. Ich möchte hier einfach nur ein bisschen in Ruhe weinen. Vielen Dank."

So bescheuert das klingt. Genauso ist es. Ich komme ja sonst nicht dazu. Manchmal möchtest Du einfach mal weinen. Oder? Weils schon mal besser lief. Der Stress im Nacken. Liebeskummer. Geldsorgen. Job kacke. Sowas eben. Also: weinen hilft.

ABER

Vorm Schlafen gehen: bloss nicht - die Froschaugen am nächsten Morgen sind wirklich niemandem zumutbar. Nicht mal ich will das im Spiegel sehen.
Vor der Arbeit: sieht auch nicht so gut aus, wenn Du schon verheult am Arbeitsplatz ankommst.
Während der Arbeit: macht sicher nen falschen Eindruck, wenn Du im Büro des Chefs bei der Gehaltsverhandlung plötzlich in Tränen ausbrichst. (selbst, wenn er aus Mitleid noch mal n 50er drauflegt) ..bitte nicht!
Nach der Arbeit. Auf dem Weg nach Hause: bisher dachte ich, auch ein volles Zugabteil sei kein geeigneter Ort für sowas. Aber dann passiert diese Sache mit dem sprichwörtlichen Fass, das überlauft.
Und dann sitzt Du da - im Zug und läufst über. Buhuuuuu. Weltschmerz. Schmerz. Welt. Schmerz. Welt. Zug.
 
Was soll ich sagen. Irgendwann haben alle begriffen, dass Du nicht alle Tassen im Schrank hast und gewöhnen sich dran. Sie gucken nicht mehr. Die Frau mit der Packung Taschentücher in der Hand steckt sie irritiert wieder weg. Und wenig später ist es auch schon vorbei. Das Fass ist leer.

Dann steigst Du mit den ersten Anzeichen von Froschaugen aus dem Zug, schlenderst unauffällig durch den Bahnhof an den Gleisen vorbei. Die Leute sind hektisch. Begrüßen sich. Verabschieden sich. So wie dieses wild knutschende Pärchen an Gleis 13.  "Mannomann, die Jugend von heute...kann sich einfach nicht zusammenreissen. Haben die kein zu Hause, oder was?!?!"








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