ich beobachte Vater und Sohn, die nebeneinander in der Straßenbahn stehen und sich unterhalten (ja schon wieder die Straßenbahn..da kannste was erleben). Der Sohn vielleicht Mitte zwanzig, der Vater dementsprechend älter. Offenbar hat der Vater vor kurzem zum ersten Mal das umgestaltete Straßenschild der Karl-Liebknecht-Straße in der Leipziger Südvorstadt gesehen:
"Hast Du das gesehen? Das ist total aufwendig gemacht. Nicht drübergeschmiert oder so, das ist ne Folie. Was die sich für ne Mühe machen..."
Die Antwort des Sohnes fällt knapp aus. Mit einer Handbewegung, die wohl latenten Wahnsinn kennzeichnen soll, sagt er nur: "Südvorstadt eben..."
Drei Stationen später freue ich mich auf's Aussteigen. Einmal Karl-Loveknecht-Straße bitte!
Donnerstag, 13. Dezember 2012
Montag, 10. Dezember 2012
Ganz viel ganz..
Sie sitzen in der Straßenbahn, irgendwo in Deutschland. Sie. Du, Er, Es, Ich, wir alle sitzen da und fahren gedankenlos von A nach B.
Wären wir in einem Musical, könnte der Text lauten:
"Du sitzt mir gegenüber und schaust an mir vorbei. Ich seh dich jeden morgen und manchmal auch um drei. Du bist mir mal sympathisch und manchmal eine Qual aber meistens egal, total egal..."
Doch wir sind nicht im Musical. Das hier ist die Realität. Noch schweigt sie, doch schon in wenigen Sekunden soll ihr Handy klingeln. Wir hören sie alle. Das junge Mädchen, von dem wohl niemand mehr sagen könnte, wie sie aussah, doch jeder, was sie zu sagen hatte. In der Straßenbahn, irgendwo in Deutschland.
Wir erfahren, dass "Süße" am anderen Ende der Leitung ist. Und dass es offenbar Unstimmigkeiten mit Lars gibt. Das angestrebte Happy End zwischen Lars und Süße wird dem Rest der Straßenbahn für immer eine offene Frage bleiben, oder auch in Musical ausgedrückt "egal, total egal"
Was wir nun im Kollektiv lernen ist, was die Steigerung von lieb haben ist.
Doll lieb haben. Und zwar ganz doll. Insgesamt sechs Mal. Ich gestehe, ich habe mitgezählt.
"Süße, ich hab dich ganz ganz ganz ganz ganz ganz doll lieb."
Jetzt schaut auch der schläfrige Typ gegenüber hoch. Hilfesuchend in meine Richtung, mit verdrehten Augen.
Ich nehme an, er überlegt noch ob er sich auf der Stelle übergeben oder schwul werden soll.
Wenige Sekunden später ist die Szene vorbei. Die Tür der Straßenbahn öffnet sich und sie steigt aus.
Und ganz anders als im Musical, sind sich ausnahmsweise alle einmal sehr nah, wir können es an unseren Gesichern lesen:
Das fanden wir alle ganz ganz ganz ganz ganz ganz doll bescheuert.
Wären wir in einem Musical, könnte der Text lauten:
"Du sitzt mir gegenüber und schaust an mir vorbei. Ich seh dich jeden morgen und manchmal auch um drei. Du bist mir mal sympathisch und manchmal eine Qual aber meistens egal, total egal..."
Doch wir sind nicht im Musical. Das hier ist die Realität. Noch schweigt sie, doch schon in wenigen Sekunden soll ihr Handy klingeln. Wir hören sie alle. Das junge Mädchen, von dem wohl niemand mehr sagen könnte, wie sie aussah, doch jeder, was sie zu sagen hatte. In der Straßenbahn, irgendwo in Deutschland.
Wir erfahren, dass "Süße" am anderen Ende der Leitung ist. Und dass es offenbar Unstimmigkeiten mit Lars gibt. Das angestrebte Happy End zwischen Lars und Süße wird dem Rest der Straßenbahn für immer eine offene Frage bleiben, oder auch in Musical ausgedrückt "egal, total egal"
Was wir nun im Kollektiv lernen ist, was die Steigerung von lieb haben ist.
Doll lieb haben. Und zwar ganz doll. Insgesamt sechs Mal. Ich gestehe, ich habe mitgezählt.
"Süße, ich hab dich ganz ganz ganz ganz ganz ganz doll lieb."
Jetzt schaut auch der schläfrige Typ gegenüber hoch. Hilfesuchend in meine Richtung, mit verdrehten Augen.
Ich nehme an, er überlegt noch ob er sich auf der Stelle übergeben oder schwul werden soll.
Wenige Sekunden später ist die Szene vorbei. Die Tür der Straßenbahn öffnet sich und sie steigt aus.
Und ganz anders als im Musical, sind sich ausnahmsweise alle einmal sehr nah, wir können es an unseren Gesichern lesen:
Das fanden wir alle ganz ganz ganz ganz ganz ganz doll bescheuert.
Mittwoch, 5. Dezember 2012
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