Donnerstag, 13. Mai 2010

Hörnsema

Wie viele Menschen einen Satz mit "hörnsema" beginnen...beeindruckend wie aufregend. "Hörnsema", ruft die dickliche Dame, als sie im Supermarkt die Fachverkäuferin entdeckt. "Hörnsema, wo isn hier der Käse?" Ich stehe daneben, gucke die Dame an und höremamit. (Der Vollständigkeit halber: der Käse ist da hinten, links) 

"Hörnsema", spricht mich die Frau auf dem Straßenfest an, die mich wiedererkennt, weil sie mich schon mal im Radio gehört und mein Gesicht irgendwo gesehen hat. "Hörnsema, können Sie nicht mal im Radio ne Durchsage über die Kaufkraft in unserer Stadt machen, die Leute kaufen ja kaum noch ein!" Ich frage zurück: "Was sollen wir denn durchsagen? Kaufen Sie, kaufen Sie, jetzt!?" Sofort wird klar, dass die Dame die ganze Bandbreite der gewünschten Durchsage noch nicht bis zum Ende durchdacht hat, denn eine Antwort will ihr nicht so recht einfallen. Ich verweise Sie an meinen Chef und an das Einkaufszentrum hinter uns. Dort könne Sie doch ganz persönlich und direkt etwas für die Stadt tun.
Radio ist eben ein schnelles Medium, wir helfen sofort.

Wenig später kommt auch schon die nächste Dame auf mich zu: "Hörnsema, Sie sind doch Frau Strauß!" "Ja", sage ich abwartend. "Ich hab Sie mir ganz anders vorgestellt!" Ich: "Wie denn?" "Irgendwie...dicker!" ruft mir die Dame mit Nachdruck ins Gesicht, obwohl sie keine zwei Meter von mir entfernt steht. Sie scheint ernsthaft enttäuscht über meinen Anblick zu sein.

"Hörnsema" ( wer hätte das gedacht  ) beginnt auch die Dame mit dem Rollator ihr Gespräch. "Wissen Sie eigentlich, woher der Mühlenplatz seinen Namen hat? Die Dame ist mindestens Hundert und bestens informiert. Als sie mir mittels eines sorgfältig zusammengestellten Ordners eine korrekte historische Antwort geben will, wende ich an, was ich in den vergangenen Stunden gelernt habe. "Hörnsema, tut mir sehr leid, aber ich muss dringend weg." Es tut mir zwar nicht wirklich leid, aber ich muss tatsächlich schnell weg.

Jedes Hörnsema-Gespräch endete übrigens mit dem Satz: "ich hör Sie immer im Radio!" Das ist doch schön und nun auch logisch. Solange die Menschen wahrhaftig zuhören, kann ich Ihnen ein kleines "hörnsema" wohl kaum übel nehmen.

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