Sonntag, 4. Dezember 2011

LAUFEN und GEHEN - oder eine Blume macht noch keinen Strauß

Kein Schild, keine Türklinke, kein Fenster. Der Laden ist so versteckt, dass ich beinahe daran vorbeigelaufen wäre. Drinnen wünsche ich mir kurz, ich hätte es getan. Dunkel, unfassbar verraucht aber es läuft sensationelle Soulmusik. Deswegen hat der Laden eine Chance verdient. Nach 5 Minuten ist der Rauch Teil von mir, der Fluchtgedanke verschwunden. Ich glaube es ist schon sehr spät in der Nacht. Jedenfalls machen viele Anwesende den Eindruck. So wie der Typ auf dem Barhocker. Er hatte eindeutig ein Bier zuviel. Sein Kopf bewegt sich verdächtig in Richtung Theke. Fast geschmeidig langsam wie in Zeitlupe legt er ihn ab. Gerade so am Aschenbecher vorbei. Er bleibt dort einen kleinen Moment liegen, richtet sich dann aber wieder auf, Kopf mitsamt Körper wanken von dannen. Auf einmal legt der links neben mir einen Bierdeckelstreifen auf die Theke: "LAUFEN" steht drauf.
 
Ich nehme ihn in die Hand und bekomme eine klare Ansage vom Autor: "Heee - das ist seiner!" Er zeigt auf meine Begleitung rechts neben mir. "Das ist seeeiiiiner!!"
Ja, habe ich verstanden, lege "LAUFEN" wieder hin.

Aber ich soll nicht leer ausgehen. Für mich ist "GEHEN" vorgesehen.
Ich verstehe zwar den Sinn der Sache nicht, stecke GEHEN aber vorsichtshalber mal in die Tasche. (Und LAUFEN auch. Das allerdings heimlich, denn LAUFEN war ja "seeeiiiiner!!")




Als der links neben mir jetzt einen Stift zückt, meine Hand nimmt, denke ich "oh nein, bitte keine Telefonnummer draufkritzeln..!" Doch ich fürchte mich umsonst. Statt Telefonnummer entsteht ein Gemälde auf meiner rechten Handfläche. Eine Blume. Sieht gar nicht so übel aus, finde ich und sage zu dem links neben mir: " Wenn Du noch eine zweite dazumalst, hast Du meinen Nachnamen."

"Blumenfeld?"

Irgendwann ist der links neben mir verschwunden. Fürs nächste mal, weiß ich dass ich auch Bierdeckel brauche. Der links neben mir hätte ein TSCHÜSS gut gebrauchen können.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen